Eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe. In der Tat, handelt es sich fast um ein kleines Dorf. Mit einem einfachen Kinderheim hat dieser Ort so gut wie nichts gemeinsam. Das Gelände selbst ist wunderschön. Es ist auf einem Hügel gelegen, von dem man einen herrlich weiten Blick über die zumeist grüne Umgebung genießt. Bei der Ankunft im Dorf durchquert man zunächst ein Zugangstor, von wo aus es dann gut 300 Meter steil bergauf geht. Dabei kommt man bereits an der dorfeigenen Krankenstation und Zahnarztklinik vorbei. Wie ich später nicht ohne Stolz seitens des Leiters erfahren sollte, werden dort alle Kinder regelmäßig untersucht und behandelt. Nach einer kurzen Erläuterung über Struktur und Funktion der Stiftung im Büro des Direktors, Herrn Monzon, geht es auf einen ausführlichen Rundgang über das „Anwesen". Wir „inspizieren" Verwaltungsgebäude, Schule, Kindergarten, Computerraum und verschiedene Lehrwerkstätten für handwerkliche Berufe. Auch eine Großküche mit eigene Bäckerei ist vorhanden. In dem hellen und geräumigen Speisesaal, der mit roten Bänken und Tischen ausgestattet ist, werden die Bewohner des Kinderdorfes voll verpflegt und bedürftige Kinder aus der näheren Umgebung regelmäßig mit einem kostenlosen Frühstück versorgt. Eingebettet ist das ganze in Rasenflächen, Sport- und Spielplätze sowie Zier und Nutzgärten. Wichtigster Teil aber sind die aktuell 17 Wohnhäuser, in denen bis zu zehn Kinder mit ihrer (Pflege-)Mutter zusammenleben. Jedes Kind hat sein eigenes Bettchen, das es sich mit Kuscheltieren teilt. Ein Anblick, der unwillkürlich zum Schmunzeln verleitet. Herr Monzon und seine fließend deutsch sprechende Assistentin, Frau Lopez, ermöglichten mir auch einen Einblick in eines der Klassenzimmer. Als „wichtiger" Besuch aus Deutschland wurde mir ein perfekt einstudiertes Kinderlied mit zugehöriger Gestik und Mimik vorgeträllert. In diesem Moment hatte ich große Schwierigkeiten, gegen die aufkommenden Tränen der Rührung anzukämpfen. Es war sehr bewegend, in die vielen strahlenden Kindergesichter zu schauen und genau zu wissen, dass sie nur knapp einem unsicheren Schicksal entgangen sind. Die meisten dieser Kinder wurden „ausgesetzt" und es hätte ihnen Schlimmes passieren können. Natürlich kann auch die Stiftung nicht alle Probleme des Landes lösen und leider auch nicht allen bedürftigen Kindern helfen. Aber zumindest diese 167 „Zwerge" haben das große Glück in einer behüteten Umgebung aufzuwachsen, etwas zu lernen, ohne Magenknurren ins Bett zu gehen und ihren Weg als erwachsene Menschen selber zu meistern. Nicht Geschenke, sondern Bildung und das Vermitteln sozialer Kompetenz stehen hier im Vordergrund. Was die Regierungen der betroffenen Länder und kostspielige staatliche Entwicklungshilfeprogramme des Westens oftmals nicht zustande bringen, wird in vergleichsweise kleinen und privaten Initiativen wie denen der Stiftung Kinderzukunft eindrucksvoll und effektiv (100 % der Spenden gehen tatsächlich an die Kinder!) realisiert. Wer einmal in dem guatemaltekischen Kinderdorf war, der wird diesen Ort und seine Bewohner in sein Herz schließen. Sofort möchte man aktiv werden, denn man spürt, dass Anerkennung und Hilfe nicht nur gebraucht sondern auch geschätzt werden. Ich wünsche der Stiftung Kinderzukunft und ihren Mitarbeitern weiterhin alles Gute. Sie helfen Kindern, die auf Hilfe angewiesen sind und schaffen damit gleichzeitig zahlreiche Arbeitsplätze für „Mütter", Lehrer und eine Vielzahl anderer Funktionen. Was sie leisten ist beispielhaft und würde es entsprechend multipliziert, wäre die Erde ganz bestimmt ein sehr viel schönerer Ort für alle Menschen.